Astrid Brüggemann - Märchen in München


Gezeichnet von Silvia Hein

Der Mond sprach einmal zu seiner Mutter, sie möchte ihm doch ein warmes Kleid machen, weil die Nächte so kalt wären. Sie nahm ihm das Maas und er lief davon, wie er aber über ein Kleines wiederkam, so war er so groß geworden, daß das Röcklein nirgend paßen wollte. Die Mutter fing daher an die Nahten zu trennen, um es auszulaßen, allein da dies dem Mond zu lang dauerte, so ging er wieder fort seines Weges. Die Mutter nähete emsig am Kleid und saß manche Nacht auf beim Sternenschein.

Als nun der Mond zurückkam und viel gelaufen hatte, so hatte er sehr abgenommen, war dünn und bleich geworden, daher ihm das Kleid viel zu weit war und die Ermel schlotterten bis auf die Knie. Da wurde die Mutter gar sehr verdroßen, daß er ihr solche Possen spiele und verbot ihm je wieder in ihr Haus zu kommen. Deswegen muß nun der arme Schelm nackt und blos am Himmel laufen, bis jemand kömmt, der ihm ein Röcklein thut kaufen.

 

 

Quelle: Aus Plutarchs kleinen Abhandlungen. In Falks Grotesken u. Naiv. 1806. p. 104-107

Von Jacob Grimm aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt in Charlotte Rougemont

Nur 1812 als Anhang zur Anmerkung zum KHM 25 veröffentlicht.

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